Die Debating-Methode

So kommst du mit Pro und Kontra zum Ziel

Mit der Debating-Methode haltet ihr bei jedem rhetorischen Schlagabtausch mit. Wie das? Indem ihr typische Auseinandersetzungen aus dem täglichen Leben neu meistert. Denn mal fehlen Argumente, mal kommt kräftiger Gegenwind. In solchen Situationen verhilft euch das Debating durch den Perspektivwechsel zu neuem Denken. Ich verrate, wie ihr Debating-Strategien direkt im täglichen Pro und Kontra der Meinungen einsetzt – und damit eure Überzeugungskraft stärkt!

Viele von euch haben es sicher mitbekommen: Ich habe ein neues Buch geschrieben und es meiner Leidenschaft, dem Debattieren gewidmet. Unter dem Titel „Pro und Kontra – Die Debating-Methode. Das professionelle Debattieren in Coaching, Training und Beratung einsetzen“ erscheint es im April 2019 beim BELTZ Verlag. Wie der Titel schon verrät, habe ich versucht einen Brückenschlag zu machen zwischen der Welt des kompetitiven Debattierens (über das es hier einen Artikel gibt) und der praktischen Anwendung im täglichen Leben. Und zwar im Leben einer Person, die eben NICHT debattiert.

Die Debating-Methode: Perspektivwechsel mit Strategie

Mir geht es inzwischen weniger um den formalen Rahmen des Debattierens, sondern um Strategien, die euch mit einfachen Denkmustern in alltäglichen Situationen weiterhelfen.

Im Leben wie im Debating ist das Ziel natürlich immer: Überzeugen! Doch wenn ich die Debating-Methode anwende – also die Denkweise des Debattierens – dann denke ich noch an viel mehr als das. Denn im Debating geht es immer wieder darum, den Perspektivwechsel zu wagen. Dadurch kommt man deutlich weiter, als mit dem stufen Wiederholen von abgelehnten Argumenten oder mit Manipulation (wie ihr damit umgeht, erfahrt ihr hier).

Perspektivwechsel heißt: Wenn wir uns in den anderen hineinversetzen, dann haben wir die Chance eine echte Einstellungsänderung zu erreichen! Das bedeutet: Der andere stimmt euch nicht nur in diesem Moment zu. Sondern er oder sie ändert seine Meinung und wird – im besten Fall – sogar selbst zum Fürsprecher eurer Überzeugungen.

Pro und Kontra im Alltag – So geht’s!

In deinem typischen Arbeitstag kommst du sicher in einige dieser vier typischen Situationen. Ich zeige dir, wie du Strategien der Debating-Methode einsetzen kannst, um sie erfolgreich zu meistern.

Argumente finden

Du willst im Unternehmen für neue Maßnahmen sprechen. Du bist davon überzeugt: Das ist das Richtige! Aber dir fehlen noch weitere Argumente, um alle Kollegen ins Boot zu holen.

Debating-Methoden: Thematische Argumente, Stakeholder-Analyse, & co

Im Debating nutzt man den Blick über den Tellerrand, um auf neue Gedanken, Ideen und Argumente zu kommen. Wer ist betroffen? Wer ist aktiv beteiligt – und wer muss die Aktivität am Ende ausbaden? Häufig ähnelt sich die Grundstruktur von Problemen und Themen. So sind sich Verbots-Debatten oft ähnlich und das das Argument der freien Entscheidung und der Selbstverantwortlichkeit jedes Erwachsenen kann sowohl bei einer Debatte über die Freigabe von Cannabis, als auch beim Streitgespräch über die Zulässigkeit von Ärztlichen Online-Information über Schwangerschaftsabbrüche ins Feld geführt werden. Die Debating-Methode unterstützt dich dabei die Gedanken zu sortieren und auf neue Ideen zu kommen. Frage dich also: Wo liegen verwandte Themen zu deiner Idee? Welche Argumente sind auf diesem Gebiet am wirksamsten? Dann nutze sie, indem du sie auf deine Situation anwendest.

Mit Einwänden umgehen

Euer „Lieblings-Kollege“ ist ganz und gar nicht begeistert von deiner Idee und gibt seine Einwände lautstark und wortgewaltig von sich.

Debating-Methoden: Angriffe entkräften, manipulativen Strategien ausweichen und – als Kür – auf kritische Einwände und Fragen inhaltlich kompetent eingehen.

Je nach Situation hilft dir hier das Debattieren auf sachlicher Ebene zu überzeugen, oder stärkt dir den Rücken, wenn unzulässige Angriffe kommen. Das Beste: Mit etwas Übung lässt sich beides verbinden! Mein Tipp:

  1. Er hat eine Grenze überschritten? Dann gehe sachlich darauf ein oder thematisiere ganz trocken diesem Regelverstoß und grenze dich ab. Du kannst auch humorvoll zurückschießen, einen Gegenangriff starten oder dich etwas über den lauten Redestil des Kollegen lustig machen – das wirkt souverän, birgt aber immer einige Gefahren, denn dadurch kann die Situation natürlich auch weiter eskalieren.
  2. Im nächsten Schritt parierst den Angriff inhaltlich. Erkläre zweiseitig: Welche Aspekte seiner Kritik stimmen zwar generell, sind aber in dieser Situation nicht passend? Wo steckt ein Denkfehler? Zeige auch ganz fair, wo die Gegenargumente zwar gut sind, aber deine Punkte noch besser sind und schwerer wiegen.

Zielgruppengerecht sprechen

Die Kollegen konntest du ins Boot holen – jetzt geht es darum deine Kundinnen ebenfalls ins Boot zu holen. Doch die ticken ganz anders und springen einfach nicht auf die Argumente für den Chef an.

Debating-Methoden: Strategische Empathie und Perspektivwechsel, entwickeln kreativer Argumentationslinien mit der Aktiv-Passiv-Matrix, der Advocatus-Diaboli- und der Zwiebel-Methode

Das Debattieren gibt viele Strategien an die Hand, mit deren Hilfe du erkennst, wer alles in irgendeiner Weise von deinem Vorschlag berührt wird. Du kannst als Anwalt des Teufels (Advocatus Diaboli) zum Beispiel die Perspektive einer total kritischen Kundin einnehmen. Schreibe alle Punkte auf, die dir in dieser Rolle wichtig wären und an der Idee gefallen oder „aufstoßen“. Danach wechselst du in deine Sicht zurück und analysierst: Was spricht aus der Sicht der Kundin jeweils für und gegen die Idee? Pro und Kontra bedeutet hier, dass es bei jedem Thema Vor- und Nachteile gibt. Und zwar für jeden einzelnen! Damit dein Gegenüber das erkennt, kannst du die Relevanz und den Nutzen deiner Idee mit verschiedenen Formulierungen und Methoden aufzeigen. Dabei bleibst du flexibel – denn jede Gruppe von Zuhörern und Zuhörerinnen braucht ihren ganz eigenen Fokus darauf, was für sie wichtig ist.

Gut strukturiert sprechen

Du bist als Führungskraft auch in einer repäsentativen Rolle und sollst von nun an Grußworte und Jubiläumsreden für alt gediente Kollegen halten. Doch du bist skeptisch und möchtest professionell rüberkommen. Womit fängst du am besten an? Wie sorgst du für einen roten Faden?

Debating-Methoden: Argumentieren, Fein- und Grobstruktur, roter Faden – all das ist das tägliche Brot im Debattieren.

Hat man eine klare Idee vom Ziel der Rede, fällt es viel leichter den roten Faden zu behalten. Ausgehend davon hilft das Debattieren dabei jede Art von Redebeitrag klar und auf den Punkt zu formulieren. Im Debating habe ich schon ganz am Anfang ein wichtiges Mantra gelernt: „Struktur, Struktur, Struktur!“. Je klarer du selbst das Skelett deiner eigenen Rede vor Augen hat, desto leichter wird es dir fallen das Ganze mit Leben zu füllen. Grundprinzipien des Argumentationsaufbaus wie das SExIR-Prinzip (State – Explain – Illustrate – Relevance) helfen dabei in der Umsetzung die richtige Disziplin zu behalten und nie das Ziel aus den Augen zu verlieren.

Das Debattieren muss raus aus der Nerd-Ecke!

Wer mich kennt, der weiß: Das kompetitive Debattieren ist meine große Leidenschaft. Manche Menschen fragen sich jetzt vielleicht, was dieses „Debating“ und ein „Debattierturnier“ eigentlich sind. Wer mich danach fragt, dem kann ich einen ganzen Abend lang alte „Kriegsgeschichten“ erzählen. Davon, wie ich die Deutschen Meisterschaften gewann oder wie ich bei den Weltmeisterschaften zweimal in Folge das Viertelfinale erreichte.  Darum habe ich versucht in einem separaten Artikel über die Debatte (hier klicken!) das Grundprinzip kurz zusammenzufassen. Und wer Lust bekommt einmal selber eine Debatte auszuprobieren, für den habe ich sogar eine Liste meiner Lieblings-Themen (hier klicken!) zusammengestellt.

Doch für die Debating-Methode ist nur wichtig zu wissen, dass genau dort meiner Ursprung der Idee liegt. Über zehn Jahre lang war ich in der Debating-Community aktiv – sowohl in der deutschsprachigen, als auch in der internationalen Szene. Und ja, die gibt es! Mit Turnieren, eigenen Gremien, Clubs und jede Menge Klatsch und Tratsch. Alles zusammengehalten von der Leidenschaft für den Wettstreit zwischen Pro und Kontra.

Das macht die Szene unglaublich nerdy und liebenswert – aber sorgte andererseits dafür, dass das Debattieren nie dort angekommen ist, wo es eigentlich sein sollte: Bei uns allen! Die Debatte ist immernoch ein eher unbekanntes Phänomen, das in Deutschland kritisch beäugt wird – während es im Ausland schon längst als wichtiges Werkzeug anerkannt ist. Darum habe ich mich entschlossen ein Buch zu schreiben, dass sich eben genau an NICHT-Debattierer*innen richtet. Denn für uns alle liegt dort im Kern ein Schatz verborgen, den wir für unsere Gesellschaft heben sollten.

Lust darauf den eigenen Redestil zu verbessern?

Wenn ich dir nun Lust auf das Debating oder auf weitere Strategien gemacht habe, dann findest du mehr „Futter“ in meinem Blog. Freue dich dort auf Beiträge zu Rhetorik, „guter Führung“ und strategischer Kommunikation:

Du willst lieber ganz aktiv und komprimiert in der Praxis lernen? Dann informiere dich über unsere Lilit-Seminare und Coachings:

  • Wenn ihr euren Redestil aktiv verbessern möchtet, dann empfehle ich euch ein Training zur Präsentation, zur Selbstpräsentation oder ein Coaching in dem ihr euch ganz gezielt an einer starken Rhetorik arbeitet.
  • Manager*innen arbeiten am Führen mit Kommunikation im gleichnamigen Seminar. Eure Nachwuchskräfte bereiten wir mit sozialer Kompetenz auf die Zukunft vor. Denn Kommunikation gehört zusammen mit Empathie und Teamwork zu unseren wichtigsten Führungstools.
  • Und wenn ihr eure Position in der Auseinandersetzung stärken wollt und andere dabei im Boot bleiben sollen, dann ist das Konfliktmanagement-Coaching genau das richtige für euch. Egal ob verhärtete Fronten oder Stress im Team. Hier lernt ihr Lösungsstrategien und Analysewerkzeuge.