Der Effekt der Körpersprache

Körpersprache ist allgegenwärtig. Doch das Spannende an ihr ist nicht der Effekt auf andere – es ist der Effekt, den unsere nonverbale Kommunikation auf uns selbst hat. Die Sozialpsychologin Amy Cuddy hat dabei einen interessanten Blickwinkel. Denn das Thema ihrer Forschung ist nicht der Effekt auf andere – es ist der Effekt, den unsere Körpersprache auf uns selbst hat.

Brust raus, bauch rein: Die Wonderwoman-Pose

Für ihre Forschung hat sich Cuddy eine ganz besondere Körperhaltung rausgesucht: Die Wonderwoman-Pose!  Die Haltung erinnert mich immer ein wenig an einen entschlossenen Soldaten oder eine Polizistin. Sie ist denkbar einfach auszuprobieren. Stellt euch einfach hin und achtet auf folgendes:

  • Körperspannung
  • Gerade halten
  • Offener Blick nach vorne
  • Breit stehen: Beine, Schultern, Arme

Nichts darf einfach schlaff herunterhängen. Diese Haltung lebt von der Spannung bis in die Fingerspitzen. Sie ist trotzdem ganz einfach umzusetzen.

Amy Cuddy forderte ihre Probanden auf für 1 min stramm vor zu stehen, bevor sie auf Gefühle von Macht und Durchsetzungskraft getestet wurde. Der Effekt: Mehr Überzeugungskraft! Ihre Ergebnisse schienen zu zeigen, dass wir durch eine solche Pose souveräner werden: Mehr Testosteron wird ausgeschüttet, unsere Stresshormone sinken. Und das selbst dann, wenn andere uns nicht in dieser Pose sehen sondern erst danach.

Körpersprache und nonverbale Kommunikation - sie sind entscheidend, wenn für Souveränität und Überzeugungskraft.

Der Wermutstropfen: Amy Cuddys Forschung in der Kritik

Doch Moment: Cuddys Ergebnisse sind faszinierend – aber beim Thema Hormone nicht replizierbar. Andere Studien konnten diesen Effekt also nicht bestätigen, was jedoch wichtig für den wissenschaftlichen Anspruch einer Studie ist. Cuddy wurde daraufhin öffentlich kritisiert – manche würden sagen an den Pranger gestellt. Doch der nachgewiesene Effekt der Macht-Posen auf unsere Selbstwahrnehmung und Emotionen scheint der Kritik standzuhalten und wird weiter untersucht.

Genau diese psychologische Wirkung unseres Körpers auf uns selbst fasziniert mich – auch wenn wir die Hormone aus der Gleichung nehmen. Darum setze ich die Power-Pose beim Thema nonverbale Kommunikation ab und an in meinen Rhetorik-Seminaren ein (wie, das verrate ich gleich). Dabei ist mir aufgefallen: Viele Menschen scheuen im ersten Moment davor zurück diese Pose einzunehmen!

Nonverbale Kommunikation: Versteckte Signale nach außen

Warum ist das so? Ganz einfach: Wir spüren die damit verbundene nonverbale Kommunikation. Und die Sprache einer solchen Haltung ist recht eindeutig: Es geht um Dominanz und Status, um das Durchsetzen der eigenen Vorstellungen – notfalls auch gegen Widerstand. Darum ist vielen diese Pose im ersten Moment fremd.  Sie strahlt das Gegenteil von Harmonie und Rücksichtnahme aus.

Manche Menschen nutzen diese Haltung ganz bewusst. Überlegt mal: Ihr kennt sie sicher von Sicherheitskräften vor Clubs und Polizisten im Stadion. Überall wo bedrohliche Situationen lauern, kann man anderen mit einer starken Körpersprache zeigen: Versuche es erst garnicht – Ich bin kein Opfer!

Was hier eingesetzt wird nennt sich Hochstatus-Kommunikation. Sie kann natürlich zur Abwehr von drohender Gewalt eingesetzt werden, was auch die Polizei empfiehlt. In abgeschwächter Form hilft sie uns tagtäglich: Gegen dreiste Tricks in Verhandlungen wie fiese Fragen und Provokationen, gegen Drängler an der Supermarktkasse, oder beim Abwehren unangenehmer Flirtversuche. Das Ziel ist dabei nicht das aggressive „nach außen“, sondern eine nonverbale Kommunikation, die zeigt, dass man in sich ruht und einen so schnell nichts aus dem Konzept bringen kann.

Dein Signal: Ich bin stark!

Ich habe festgestellt: Vor allem für Frauen ist es ungewohnt sich so dominant vor anderen „aufzubauen“. Sie fühlen sich schnell unwohl in dieser Pose voller Macht und Energie. Doch je größer das Unwohlsein, desto mehr kann man von dieser Haltung lernen. Denn in meinen Seminaren geht es ja genau darum: Den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern indem – in einem geschützten Rahmen – spielerisch Neues ausprobiert wird. Dabei kann die Andeutung von Kraft und Stärke der Wonderwoman-Pose helfen:

Erlaubt euch, einfach mal voller Energie zu stecken!

Denn dabei nutzen wir unsere Psychologie: Wenn ich mich selbst in einer Position der Stärke und des Hochstatus kenne – selbst wenn ich es spielerisch ausprobiert habe – dann kann ich auch in anderen Situationen auf dieses Gefühl zurückgreifen. Zum Beispiel wenn ich in Diskussionen für meine Meinung einstehen will und andere mal wieder versuchen mich zu unterbrechen, oder bei der Produktpräsentation vor dem Kunden, der immer so skeptisch schaut. Euch fallen sicher noch viele Situationen ein, in denen ihr eine kleine Portion mehr Energie und Selbstvertrauen gut gebrauchen könnt!

Mit Amy Cuddy haben wir einen wichtigen Denkanstoß: Unser Körper denkt mit. Denn selbst wenn wir uns alleine ganz groß machen – der Effekt auf unsere Gefühlswelt ist real. Mein Tipp ist: Erweitert damit ganz spielerisch das Spektrum eures eigenen Handelns. Habt Mut zur eigenen Stärke. Also nichts wie los:

Be Wonderwomen!

Wenn ihr das Thema nonverbale Kommunikation aktiv angehen möchtet, dann empfehle ich euch ein Training zur Selbstpräsentation oder ein Coaching in dem ihr euch ganz gezielt über starke Rhetorik auch eure innere Stärke findet. Und wenn ihr eure Position in der Auseinandersetzung stärken wollt und andere dabei im Boot bleiben sollten, dann ist das Konfliktmanagement-Coaching genau das richtige für euch.

Ihr habt Spaß am Lesen? Dann schaut doch mal rein, welche Karrieretipps ich im Breuniger-Interview gegeben habe. Oder schreibt mir einfach welche Fragen ich im Blog beantworten sollte, wo der Schuh drückt oder wo euch die Wonderwoman-Pose schonmal geholfen hat – ich freue mich über eure Post!