Debattieren im Meeting – so führst du eine Debatte durch!

In diesem Beitrag beschreibe ich wie und wo du die Debating-Methode in Besprechungen sinnvoll einsetzt, wie das Debattieren funktioniert, und wie du selbst eine Debatte durchführst. Kurzum: Du erfährst, was Debating ist und was es bringt, wenn du das Debattieren in Meetings einsetzt. 

5 Gründe, warum ich das Debattieren in Meetings einsetze

Natürlich bin ich als langjährige Debattantin vom Debating überzeugt. Doch es gibt auch eine große Masse an Studien und Literatur, die belegt dass Unternehmen von einer aktiv gelebten Streitkultur im Betrieb profitieren. Selbst der Harvard Business Review empfielt, strukturierte Debatte in Meetings einzusetzen. Darum habe ich dir die 5 wichtigsten Gründe herausgesucht, warum das Debattieren in jeden Betrieb gehört:

  1. Debating wirkt als Methode aktiv gegen Groupthink

    Groupthink ist ein negativer Gruppeneffekt, der durch zu viel Harmonie-Druck und Gleichheit im Denken entsteht. Man riskiert „blinde Flecke“ im Denken. Und das kann verheerende Folgen haben: Der Absturz der Apollo-Rakete und Tschernobyl werden als Beispiele dafür genannt. Weil beim Debating ganz bewusst widersprechende Meinungen ins Feld geführt werden, „immunisiert“ man mit einer Debatte vor der eigentlichen Meinungsbildung im Meeting gegen diesen negativen Effekt.

  2. Das Debattieren verbesserte die Ergebnisse von Besprechungen

    Laufen deine Meetings auch nach dem Prinzip „Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem“? In solchen Situationen bringt das Debattieren nicht nur mehr inhaltliche Dynamik. Da jede*r die selbe, streng begrenzte Redezeit hat, entsteht während der Debatte eine zielorientierte Kommunikation, die sich auf das Wichtigste konzentriert. Kombiniert mit einer Aussprache danach hat man das Thema so schnell und doch von allen Seiten diskutiert.

  3. Eine Debatte trainiert rhetorische Fähigkeiten mit Spaß

    Was motiviert mehr, als ein freundschaftlicher Wettbewerb? Das Debattieren macht einfach Spaß! Und durch diesen Spaß können alle Beteiligten ganz praxisorientiert an ihren rhetorischen Fähigkeiten feilen. Die zugewiesene Meinung sorgt zudem dafür, dass du deine Rhetorik auch unabhängig von deiner persönlichen Position einsetzen kannst – das entlastet auch das persönliche Miteinander.

  4. Eine Debatte nutzt der themenzentrierten Auseinandersetzung

    Dein Team will sich mit Zukunftsthemen auseinandersetzen? Die Debatte gibt den richtigen Rahmen, um ganz neue Gedanken zu entwickeln. Der thematische Fokus „Diversity“ kann die verschiedensten Themen vereinen, von Gender-Fragen bis hin zum Umgang mit fremden Kulturen und Integration. Debating gibt dabei keine „Richtig“ und „Falsch“ vor, sondern bietet deinem Team eine Plattform für den Marktplatz der Ideen.

  5. Das Debattieren stärkt Kernkompetenzen von Führungskräften

    Das Debattieren stärkt einen ganzen Blumenstrauß an Kernkompetenzen, die Führungskräfte brauchen. Dazu gehören das kritische Denken, gepaart mit einem geschärften Auge für Strategie und Argumentation. Natürlich gehören auch Kommunikationsaspekte wie Eloquenz und Überzeugungskraft, aktives Zuhören und Mitdenken dazu. In der Auseinandersetzung mit anderen stärkst du zusätzlich deine Konfliktfähigkeit, den Perspektivwechsel und das Teamplay untereinander. Und ganz nebenbei traniert man noch Allgemeinbildung, Recherche, Einsatz von Fragen, und Konzentration unter Zeitdruck. Ein echtes Kompetenz-Bootcamp also!

Die Grundprinzipien des Debattierens

Jetzt fragst du dich vielleicht: Ich will eine Debatte durchführen – wie geht das? Erstmal brauchst du ein gutes Debatten-Thema – hier findest du meine Lieblingsthemen. Und dann ist es wichtig die Grundprinzipen des Debattierens zu kennen. Dazu gehören:

  • Die Meinungen werden zugelost. Spreche ich dafür oder dagegen? Darüber entscheidet das Los!
  • Pro und Kontra: Gesprochen wird nach dem Ping-Pong-Prinzip: Pro, Kontra, Pro, Kontra,… bis jede*r einmal dran war.
  • Debating ist ein Wettbewerb: Man sucht keinen Kompromiss, sondern wirbt für die eigene Seite.
  • Es gelten festgelegte Regeln: Bei Turnieren dauert eine Rede 7 Minuten. Länger und kürzer zu sprechen wird mit Punktabzug bestraft. Ein Präsident fungiert als Schiedsrichter.
  • Argumentiert wird als Team: Jede*r im Team hat eine festgelegte Rolle. Man unterstützt sich gegenseitig, Widerspruch zwischen Teammitgliedern ist „Backstabbing“ – das verhindert man natürlich.

So geht’s: Der Ablauf einer Debatte

1. Die Vorbereitungszeit

Nachdem das Thema verkündet wird haben beide Teams nur 15 Minuten Zeit zur Vorbereitung. In dieser Zeit macht man Brainstorming, einigt sich auf eine gemeinsame Stoßrichtung für die Argumentation und verteilt die inhalte auf die Reder*innen im Team.

2. Die Debatte

Es beginnt immer die Pro-Seite. Pro und Kontra wechseln sich immer ab, wobei jede*r Redner*in nur einmal redet. Alle Redner*innen sprechen in einer festgelegten Reihenfolge und erfüllen dabei eine bestimme Rolle. So präsentiert die erste Rednerin den „Antrag“, also den konkreten Vorschlag, der debattiert wird. Die folgenden Redner*innen bringen weitere Argumente und die letzte Person sorgt als „Whip“ (Einpeitscher) nochmal dafür, alles zusammenzufassen und das Publikum ein letztes Mal rhetorisch auf die eigene Seite zu ziehen. Während der Debatte ist Interaktion gefragt. Den Redner*innen dürfen Fragen gestellt werden. Dabei geht es natürlich darum sie möglichst zu gut zu beantworten und auch auf die vorhergehenden Reden und Argumente einzugehen. Zum einen um die eigene „Teamline“ der Partner zu stärken, zum anderen um die Argumente des Gegeners beim „Rebuttal“ zurückzuweisen.
Wenn jeder zu Wort gekommen ist, ist die Debatte vorbei. Die Präsidentin der Debatte fordert alle Anwesenden zum traditionellen „Shakehands“ auf – als Zeichen der Sportlichkeit und Fairness des Wettbewerbs.

3. Das Feedback

Nach der Debatte gibt es eine kurze Bedenkzeit von 15 Minuten für die Juror*innen. Danach folgt das Feedback. Die Reden wurden nach festgelegten Kriterien bewertet. Im Feedback erfahren die Redner*innen Ihre Bewertung und welches Team warum gewonnen hat. Zudem erhalten sie Verbesserungsfeedback, um sich weiterzuentwickeln.

Der historische Hintergrund des Debattierens

Das Debating folgt einer langen Tradition, die ihre Anfänge im angelsächsischen Raum hat. Die ältesten und bekanntesten Debating Societies stammen aus England, Irland und den USA. Heute ist das Debating zu einem weltweiten Phänomen geworden. Es taucht in Hollywood-Filmen und die aktive Community trifft sich auf Weltmeisterschaften und internationalen Turnieren. Dort findet man Team aus Myanmar, Australien, Botswuana, den Philippinen und den USA. Alle verbunden durch ihre Leidenschaft für das Debattieren.

Im deutschsprachigen Raum ist das Debattieren vor allem an Hochschulen und Schulen verbreitet. Zur lebhaften Szene tragen die Debattierliga und etliche Spaßturniere, Freundschaftsspiele und regelmäßige Seminare für Juror*innen und Redner*innen bei. Zwischen Universitäten wird die Deutschsprachige Debattiermeisterschaften ausgetragen. Sie gehört zur Turnierserie des Verbands der Debattierclubs an Hochschulen (VDCH).

Ich selbst bin als „alte Häsin“ des Debattierens in der Deutschen Debattiergesellschaft (DDG) aktiv, der Alumni- und Förderer-Organisation des Debattierens in Deutschland. Dort gebe ich als Mastertrainerin im Train-the-Trainer-Programm mein Wissen an die nächste Generation von begeisterten Debattanten und Debattantinnen weiter. Du bist begeistert von der Idee, aber hast noch nie debattiert? Kein Problem! Werde Fördermitglied in der DDG und untersütze das so das Debattieren im deutschsprachigen Raum!

Du hast Interesse das Debattieren auszuprobieren?

  • Buche dir Unterstützung für eine angeleitete Debatte zur Bereicherung deiner Meetings
  • Frage uns an, für einen Debating-Workshop rund um ein Tages-Thema (z.B. Diversity & Gender / Herausforderungen in der interkulturellen Zusammenarbeit / Digitalisierung / politische Themen wie Windkraft, Forschung und Ethik)
  • Baue mit unserer Hilfe einen Debattierclub in deinem Unternehmen auf – wir coachen dein Team und stehen euch mit Regel-Know-How und den richtigen Themen zur Seite
  • Setze die Methode „Debating“ als Kommunikationstrainer in deinen eigenen Rhetorik-Seminaren ein. Mehr Infos dazu findest du auf: debating-methode.de

Neugierig geworden? Dann ruf mich oder schreib mir eine Mail – ich freue mich, meine Leidenschaft für das Debattieren weiterzugeben!